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Patientin mit Reizdarmsyndrom – ein Fall aus der Praxis

Dr. Schär Institute Reizdarmsyndrom Glutenunverträglichkeiten Glutenfreie Ernährung
Das folgende Fallbeispiel basiert auf dem typischen Beschwerdebild eines Patienten. Jegliche eventuelle Ähnlichkeiten zu konkreten Fällen sind rein zufällig.
Frau Schmidt ist 46 Jahre alt und litt im Jahr 1997 während ihres Urlaubs an einer anhaltenden Reisediarrhoe. Nachdem sie mit Gewichtsverlust, Diarrhoe und Abdominalschmerzen ihre Hausärztin konsultierte, wurde sie 1998 an einen Gastroenterologen zur weiteren Untersuchung überwiesen. Ein Zöliakiescreening auf Gewebetransglutaminase (IgA tTG) war negativ, eine Dünndarmbiopsie zeigte während einer mindestens sechswöchigen glutenhaltigen Ernährung keine Auffälligkeiten und eine Darminfektion sowie ein Parasitenbefall konnten ausgeschlossen werden. Ihre kürzlich untersuchten Entzündungsmarker und die Stuhlprobenuntersuchung auf Calprotectin (zum Nachweis einer Darmentzündung) ergaben Werte im Normalbereich. Auch die Ergebnisse aus einer Darmspiegelung, einem SeHCAT-Test (Selen75-Homotaurocholsäure/Gallensäureresorptionstest), einer Elastase-Messung im Stuhl und einem Laktose-Atemtest waren unauffällig. Es bestand keine Neigung zu Ekzemen, Asthma oder Atopie, und die Patientin hatte sich noch nie einem operativen Eingriff am Abdomen unterzogen.

Nach langwierigen Untersuchungen wurde IBS-D (Reizdarmsyndrom, Diarrhoe-prädominant) diagnostiziert und es wurden Loperamid-Hydrochlorid und Mebeverine-Hydrochlorid zur Eindämmung der Symptome verschrieben, die sie gelegentlich einnahm. Trotz der Diagnosestellung IBS-D und der Medikamente kam es nicht zu einer Verbesserung der Symptome. Die Patientin empfand ihre Situation als frustrierend und sie fühlte sich hilflos.

Nach eigener Recherche im Internet probierte sie die Low-FODMAP-Diät aus und erzählte ihrer Hausärztin von ihren Erfahrungen: Sie verspüre zwar eine geringfügige Besserung der Symptome, fände aber die Informationen, die sie zu dieser Diät gefunden habe, häufig unklar und verwirrend. Die Patientin wurde daraufhin an eine FODMAP-geschulte Ernährungsberaterin überwiesen, um die Diät systematischer anzugehen. In der ersten Beratung wurden ihre Symptome anhand einer Symptombefundung mithilfe der Gastrointestinal Symptom Rating Scale (GSRS, Svedlund et al., 1988), der Bristol-Stuhlformen-Skala und allgemeinen Fragen zu den Symptomen (siehe Symptomdiagramm) bewertet. Außerdem wurden Fragen zu ihrem derzeitigen medizinischen, familiären und sozialen Hintergrund, zu Gewicht, Gewichtsverlauf, Ernährungsgewohnheiten und Vermeidung von Lebensmitteln gestellt und besprochen. Ihr wurde ein zweimonatiger Verzicht von FODMAP-haltigen Lebensmittel verordnet, mit Ausnahme von Laktose. Die Zufuhr von Laktose verursachte keine Probleme und es lag auch ein negativer H2-Atemtest vor.
Dr. Schär Institute Reizdarmsyndrom Glutenunverträglichkeiten Bristol-Stuhlformen-Skala
Nach sechs Wochen strikter Diät stellte sich bei Frau Schmidt eine deutliche Verbesserung ihrer Symptome ein. Aufgrund der zufriedenstellenden Besserung ihrer Symptome reagierte sie zunächst skeptisch auf die Aufforderung, FODMAP-haltige Nahrungsmittel wieder in ihren Speiseplan aufzunehmen. Sie stimmte jedoch zu, als ihr erklärt wurde, dass vermutlich nicht alle FODMAP-haltigen Lebensmittel Auslöser für ihre Symptomen seien und die Diät bei einem vielfältigeren Lebensmittelangebot einfacher einzuhalten sei. Daraufhin stellte sich heraus, dass Fruktane und Fruktose bei ihr Probleme verursachten, sodass sie entsprechende Lebensmittel aus ihrer Diät ausschloss. Ihre Ernährung war jedoch auch ohne diese Lebensmittel ausgewogen und vielfältig, und schließlich konnte sie aus der Behandlung entlassen werden.
Dr. Schär Institute Reizdarmsyndrom Glutenunverträglichkeiten Symptomdiagramm
Autorin
JULIE THOMPSON
ist als führende HCPC-registrierte (Health and Care Professions Council) klinische Ernährungsexpertin im britischen Gesundheitssektor und in ihrer niedergelassenen Praxis tätig. Ihr Interessensschwerpunkt liegt im Bereich Gastroenterologie, außerdem verfügt sie über Expertise in der Behandlung von Lebensmittelintoleranzen, Reizdarmsyndrom (IBS), Morbus Crohn, Colitis und Zöliakie. Sie ist Mitglied des Vorstands des IBS Network, der Hilfsorganisation für Menschen mit Reizdarmsyndrom in Großbritannien, und verfügt über umfangreiche Erfahrung im Bereich der ernährungsbasierten IBS-Behandlung, einschließlich Schulungen für Low-FODMAP-Diäten zur Linderung funktionaler Darmstörungen. Sie schreibt Veröffentlichungen für den Guardian, das Sainsbury’s Magazine, das Network Health Dietitians Magazine und GUT Reaction.
Quellen
  • Canavan C., West J., Card T. (2014) The Epidemiology of Irritable Bowel Syndrome. Clinical Epidemiology 2014;6:71–80
  • Staudacher H. M., Whelan K., Irving P. M., Lomer M. C. E. (2011) Comparison of symptom response following advice for a diet low in fermentable carbohydrates (FODMAPs) versus standard dietary advice in patients with irritable bowel syndrome. Journal of Human Nutrition & Dietetics
  • Mackenzie et al. (2012) British Dietetic Association evidence-based guidelines for dietary treatment of Irritable Bowel syndrome in Adults. Journal of Human Nutrition & Dietetics
  • Svedlund J., Sjodin I., Dotevall G. (1988) GSRS – a clinical rating scale for gastrointestinal symptoms in patients with irritable bowel syndrome and peptic ulcer disease. Dig Dis Sci. 1988;33:129–134
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