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Wachstumsstörungen bei Kindern mit Zöliakie

Kind messen Wachstum
Early growth in children with coeliac disease: A cohort study
Kahrs CR, Magnus MC, Stigum H et al
Archives of Disease in Childhood 2017 ;0 :1-7. Doi :10.1136/archdischild-2016-312304

Wachstumsretardierung bei Kindern ist ein häufiges und frühes Warnzeichen einer „klassischen“ Zöliakie. In den meisten Fällen sind solche Wachstumsstörungen jedoch nicht gravierend genug, um zu einer Zöliakie-Diagnose zu führen. Diese prospektive Studie analysierte die Daten einer großen Kohorte von Kindern, die zwischen 1999 und 2009 geboren wurden. Untersucht wurde, ob sich das Wachstum von Kindern, die später mit einer Zöliakie diagnostiziert wurden, und Kindern ohne Zöliakie in den ersten beiden Lebensjahren unterscheidet. 
Die Daten für diese Studie wurden aus der Norwegian Mother and Child Cohort Study (MoBa) extrahiert, einer prospektiven bevölkerungsbasierten Kohortenstudie, die mehr als 112.000 Kinder, die zwischen 1999 und 2009 geboren wurden, seit der Schwangerschaft ihrer Mütter begleitet. Die extrahierten MoBa-Daten umfassen Informationen aus Fragebögen, die bei der Rekrutierung (18. Schwangerschaftswoche) und 6, 18 und 36 Monate nach der Geburt des Kindes beantwortet wurden. Körpergewicht und Körpergröße der teilnehmenden Kinder bei der Geburt und im Alter von 3, 6, 8, 15, 18 und 24 Monaten wurden dem medizinischen Geburtenregister von Norwegen (Medical Birth Registry of Norway) entnommen. Um die Kinder mit später diagnostizierter Zöliakie zu identifizieren, wurden die Daten der MoBa-Fragebögen mit den Daten aus dem norwegischen Patientenregister (Norwegian Patient Register) verknüpft.

Über einen mittleren Nachbeobachtungszeitraum von 8,6 Jahren wurden 440 Kinder (0,75 %) mit Zöliakie diagnostiziert. Neben den Daten dieser Kinder standen ausreichende Follow-up-Daten von 58.235 Kontrollen aus der Kohorte zur Verfügung. Die Querschnittsanalyse ergab für die Kinder mit Zöliakie gegenüber den Kontrollen ein geringeres Längenwachstum während des ersten Lebensjahrs. Zwischen dem 12. und 24. Lebensmonat fiel die Wachstumskurve weiter ab, im Alter von 2 Jahren zeigte sich bei den Kindern mit Zöliakie ein signifikanter Unterschied von 0,8 cm gegenüber den Kontrollen. Die Kinder, bei denen später eine Zöliakie festgestellt wurde, hatten zudem ein geringeres Geburtsgewicht, dieser Unterschied war jedoch nicht signifikant. Ab dem 15. bis 18. Lebensmonat war der Gewichtsunterschied signifikant und stieg dann langsam an. Im 24. Lebensmonat lag das Körpergewicht der betroffenen Kinder etwa 250 g unter dem der Kontrollen. Das mittlere Alter zum Zeitpunkt der Zöliakie-Diagnose lag bei 4,4 Jahren. Der mittlere Zeitraum zwischen dem ersten Auftreten von Symptomen gemäß Angaben der Eltern bis zur Diagnose lag bei 6 Monaten. Die Ergebnisse einer Analyse nach Ausschluss aller Kinder, bei denen vor dem 24. Lebensmonat erste Symptome auftraten oder eine Zöliakie diagnostiziert wurde, waren weitgehend mit den Ergebnissen der Hauptanalyse vergleichbar.

Die Wachstumsverzögerungen bei Kindern mit Zöliakie können möglicherweise durch Mangelernährung infolge einer Zottenatrophie erklärt werden, die klinische Datenlage hierzu ist allerdings schwach. Andere mögliche Mechanismen sind: systemische Entzündung, Störung der Wachstumshormonachse und erhöhte Anzahl von Antikörpern gegen GH oder GHR. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass das Längenwachstum bereits im Alter von 12 Monaten beeinträchtigt sein kann und dass die Wachstumsstörung gewöhnlich einsetzt, bevor andere Symptome auftreten. Da bei Erwachsenen eine niedriggradige Enteropathie ohne Serokonversion auftreten kann, vermuten die Autoren, dass das Wachstum gestört sein kann, bevor eine Serokonversion beobachtet wird. Längsschnittstudien, die das Wachstum ab der Geburt untersuchen, sowie regelmäßige Screening-Untersuchungen auf Zöliakie sind erforderlich, um den zugrunde liegenden Mechanismus der Wachstumsretardierung weiter zu erforschen. 

Link zum vollständigen Artikel
www.drschaer-institute.com