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Reizdarmsyndrom richtig diagnostizieren

Viele unspezifische Symptome und fehlende Marker erschweren die Diagnose des Reizdarmsyndroms (RDS oder IBS für Irritable Bowel Syndrome). Sie kann gestellt werden, wenn sich die Anzeichen weder organischen noch pathologischen Ursachen zuordnen lassen, die Lebensqualität des Patienten jedoch stark eingeschränkt ist.
Beim diagnostischen Vorgehen sind die Dauer der gesamten Symptomatik, die Art, die Ausprägung, die Dauer der einzelnen Beschwerden sowie die Abgrenzung möglicher Auslöser von entscheidender Bedeutung. Es sollte zu Beginn eine ausführliche Anamnese erfolgen, um das Beschwerdebild des Patienten mit den möglichen Symptomen eines IBS abzugleichen. Abgefragt werden sollte dabei auch die subjektive Einschätzung des Patienten zu Schwere und Auswirkungen der Symptomatik auf das tägliche Leben, um ein Verständnis der Erkrankung und ihrer Bedeutung für den Patienten zu gewinnen.
 

Diagnose nach Definition

Laut der aktuellen Leitlinie wird das Reizdarmsyndrom für Erwachsene definiert als länger als drei Monate anhaltende chronische Darmbeschwerden (z. B. Bauchschmerzen, Blähungen, …), die mit Stuhlveränderungen einhergehen. Zudem sind die Beschwerden so stark, dass der Patient ärztlichen Rat aufsucht und sich in der Lebensqualität beeinträchtigt fühlt. Voraussetzung ist, dass keine anderen Krankheitsbilder vorliegen, welche für die Symptome verantwortlich sein könnten.
 

Zöliakie nicht übersehen

Das Ziel ist eine möglichst frühe Sicherung der Diagnose und der Ausschluss relevanter Differenzialdiagnosen. Krankheiten, welche die Symptome Diarrhoe, Schmerzen, Obstipation und Blähungen/Distension auslösen, wie z. B. die Zöliakie, Weizenallergie oder Gluten-/Weizensensitivität, müssen ausgeschlossen werden. Mehrere Studien sowie eine Metaanalyse haben demonstriert, dass bei mehr als vier Prozent der Patienten mit typischem Reizdarm eine unerkannte Zöliakie vorliegt. Ebenso sollten gynäkologische Ursachen sowie Kolonkarzinome durch Koloskopie ausgeschlossen werden.

Mögliche Differenzialdiagnosen abdomineller Schmerzen

Reizdarmsyndrom-Leitsymptom Wichtige Differenzialdiagnosen (u. a.)
Diarrhö infektiöse Kolitis, z.B. u. a.
pathogene Keime: Salmonellen, Shigellen, Yersinien, Campylobacter, Clostridien, Tropheryma Whipplei etc.
Parasiten: Würmer, Gardia lamblia, Kryptosporidien bei HIV, Amoeben oder Blastocystis hominis nach Tropenreise
Pilze: Histoplasmose bei HIV
Viren: Cytomegalie Virus (CMV) bei Immunsuppression
Morbus Crohn
Colitis ulcerosa
Sprue/Zöliakie
bakterielle Fehlbesiedelung des Dünndarms
symptomatische Kohlenhydratmalabsorption (z.B. Laktose- oder Fruktosemalabsorption)
mikroskopische Kolitis
chronische Pankreatitis
autonome Neuropathie (Diabetes)
Medikamentenunverträglichkeit
Nahrungsmittelallergie
Hypothyreose
Inkontinenz
Hormonaktive Neuroendokrine Tumoren
kolorektales Karzinom (paradoxe Diarrhö)
Schmerz Morbus Crohn
Ulkus-Krankheit
gastrointestinale Tumoren
mesenteriale Ischämie
Porphyrie
Endometriose
Ovarialtumoren
Dünndarm-Stenosen (z.B. radiogen, Briden)
C1-Esterase-Inhibitor-Mangel
Obstipation Medikamentennebenwirkung
Hypothyreose
kolorektales Karzinom (im Wechsel mit paradoxer Diarrhö bei Stenosesymptomatik)
chronische Divertikelkrankheit
funktionelle oder strukturelle Stuhlentleerungsstörung
Blähungen, Distension bakterielle Fehlbesiedelung (Small Intestinal Bacterial Overgrowth, SIBO)
Kohlenhydratmalabsorption (z.B. symptomatische Laktose- und/oder Fruktosemalabsorption)
postoperative Funktionsstörungen (z.B. Briden)





Quelle: Layer P et al. S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom, Z Gastroenterol 2011; 49: 237–293
Quellen
  • Sanders DS, Carter MJ, Hurlstone DP et al. Association of adult coeliac disease with irritable bowel syndrome: a case-control study in patients fulfilling ROME II criteria referred to secondary care. Lancet 2001; 358: 1504–1508.
  • O’Leary C, Wieneke P, Buckley S et al. Celiac disease and irritable bowel-type symptoms. Am J Gastroenterol 2002; 97: 1463–1467 Locke3rd GR, Murray JA, Zinsmeister AR et al. Celiac disease serology in irritable bowel syndrome and dyspepsia: a population-based casecontrol study. Mayo Clin Proc 2004; 79: 476–482.
  • Wahnschaffe U, Schulzke JD, ZeitzMet al. Predictors of clinical response to gluten-free diet in patients diagnosed with diarrhea-predominant irritable bowel syndrome. Clin Gastroenterol Hepatol 2007; 5: 844–850; quiz 769.
  • Ford AC, Chey WD, Talley NJ et al. Yield of diagnostic tests for celiac disease in individuals with symptoms suggestive of irritable bowel syndrome: systematic review and meta-analysis. Arch Intern Med 2009; 169: 651–658.
  • S3-Leitlinie

Weiterführende Informationen

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Merzettel - Anamnese in 3 Schritten

Dieser Merkzettel hält die wichtigsten Anamnesefragen und diagnostischen Vorgehensweisen direkt im Arzt-Patientengespräch auf einen Blick bereit, z. B. gut sichtbar unter der Schreibtischunterlage bzw. an der Pinnwand angebracht oder in der Kitteltasche verstaut.

Fragebogen Wartezimmer

Patienten, die mit unspezifischen Magen-Darm-Beschwerden in die Praxis kommen, können die Zeit im Wartezimmer ab sofort sinnvoll nutzen. Der Fragebogen enthält alle wichtigen Kriterien, die dem Arzt die Diagnostik erleichtern. Abgefragt werden beispielsweise die genaue Art und Dauer der Beschwerden, der Verlauf, mögliche Vorerkrankungen, genetische Hintergründe oder Hinweise auf Begleiterkrankungen. Der Arzt kann den ausgefüllten Bogen während des Anamnesegesprächs als Hilfestellung nutzen, weiterführende Tests damit anordnen und ihn in der Patientendatei ablegen.

Diagnostic study of HLA-DQ2 typing for gluten sensitivity in IBS patients (2015)

Christian Barmeyer, Michael Schumann, Tim Meyer, Britta Siegmund, Severin Daum, Jörg-Dieter Schulzke, Reiner Ullrich
Medizinische Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie
Charité - Universitätsmedizin Berlin
Campus Benjamin Franklin

16th International Coeliac Disease Symposium 2015 in Prag
Pre-Conference Workshop on Gluten Sensitivity "The Evolving Planet of Gluten Related Disorders"
www.drschaer-institute.com