Dr. Schär Institute verwendet Cookies, um Ihnen den bestmöglichen Service zu gewährleisten. Wenn Sie auf der Seite weitersurfen stimmen Sie der Cookie-Nutzung zu. Ich stimme zu

Wissensplattform für spezielle Ernährungsbedürfnisse. Für Ernährungsfachkräfte und Ärzte.

Dr. Schär Institute
Menü

Zöliakie: das klinische Chamäleon

Dr. Schär Institute Zöliakie Glutenunverträglichkeiten
Das Chamäleon ist bekanntlich ein „sympathisches“ afrikanisches Reptil, das im Stande ist, sein Aussehen zu verändern, da es die einzigartige Fähigkeit hat, seine Hautfarbe zu wechseln. In der Medizin wird das Adjektiv „chamäleonartig“ verwendet, um jene Pathologien zu beschreiben, die in unterschiedlichsten Formen auftreten können, so wie beispielsweise im Fall der Zöliakie.
Die typisch intestinale Form, die normalerweise beim Kleinkind auftritt, das chronischen Durchfall, Appetitlosigkeit, Wachstumsrückstand und Blähbauch aufweist, ist seit jeher bekannt und am einfachsten zu erkennen. Seitdem sich jedoch Laboranalysen wie die Anti-Transglutaminase-Antikörper stärker durchsetzen, die es erlauben, eine Zöliakie mittels simpler Blutprobe nachzuweisen, kommen auch viele weitere mögliche Formen der Zöliakie ans Licht, die man vorher nicht vermutet hätte. Unter diesen sogenannten untypischen oder nicht klassischen Erscheinungen sollten vor allem Wachstums- und Pubertätsverzögerung, Hepatitis, Anämie durch Eisenmangel (vor allem in jenen Fällen, die nicht auf oral verabreichte Eisenkuren ansprechen), chronische Müdigkeit, häufige Bauchschmerzen und wiederkehrende aphthöse Stomatitis erwähnt werden. Außerdem gibt es silente Formen der Zöliakie, bei denen die Betroffenen keine offensichtlichen Beschwerden aufweisen und die somit durch Zufall entdeckt werden, z. B. durch eine Screening-Untersuchung der Familienangehörigen eines Kindes mit Zöliakie. Bedeutet diese klinische Verschiedenartigkeit der Zöliakie vielleicht, dass es verschiedene Formen der Zöliakie auch in Bezug auf die Intensität der Erkrankung oder auf das Komplikationsrisiko gibt? Im Wesentlichen lautet die Antwort „nein“, da alle Fälle von Zöliakie, ob typisch, atypisch oder silent, dieselben Autoimmunalterationen im Blut (Antikörper) und dieselbe Typologie der Darmschleimhautschädigung bei der Biopsie aufweisen. Auch das Komplikationsrisiko bleibt unverändert, da allgemein bekannt ist, dass beispielsweise eine silente Form der Zöliakie Komplikationen wie Osteoporose, neurologische Erkrankungen oder die Immunität gegenüber der diätetischen Behandlung hervorrufen kann, wenn sie nicht behandelt wird. Daher sollte, trotz der Chamäleonartigkeit der Zöliakie, die diätetische Behandlung immer dieselbe sein, d. h. eine strikte glutenfreie Ernährung.

Zu klären bleibt allerdings, welche die beste Strategie ist, um sämtliche Formen der Zöliakie zu erkennen, einschließlich jener, die klinisch am abstraktesten sind. Bisher wurde angenommen, dass die beste Lösung das sogenannte Case-Finding sei, d. h. die Ermittlung von Zöliakie innerhalb der Risikogruppen in Bezug auf Symptome oder Begleiterscheinungen. Die aktuellen Daten zeigen jedoch, dass auf diese Weise nicht mehr als 30 % der gesamten Zöliakiefälle ermittelt werden können, während die restlichen 70 % der Diagnose entrinnen und somit weiterhin dem Komplikationsrisiko ausgesetzt sind. Aus diesem Grund gewinnt unter den Experten die Hypothese an Beachtung, ein allgemeines Screening der Bevölkerung im Kindesalter in Erwägung zu ziehen. Dieser Ansatz ist heute nicht nur umsetzbar, sondern könnte auch durch eine Art „Vor-Screening-Filter“ vereinfacht werden, der auf der Erforschung der Gene mit Veranlagung zu Zöliakie beruht. Somit könnten die Blutproben auf jene Kinder beschränkt werden, die eine entsprechende genetische Veranlagung aufweisen. Diese innovative Diagnosestrategie würde es endlich ermöglichen, das Chamäleon der Zöliakie auch dann zu erkennen, wenn dieses sein Aussehen verändert.
Autor
PROFESSOR CARLO CATASSI
  • Professor für Pädiatrie an der Polytechnischen Universität in den Marken (Italien)
  • Gastprofessor für Pädiatrie und Co-Direktor für das Forschungszentrum „Center For Celiac Research“ der University of Maryland, Baltimore, USA,
  • Koordinator des wissenschaftlichen Komitees von Dr. Schär

Weiterführende Informationen

Download 2

Alle anzeigen

E-Learning 2

Alle anzeigen

Fachartikel 1

Alle anzeigen

Präsentationen 2

Alle anzeigen

Studien 1

Alle anzeigen

3-Stufen-Beratung III: Hinweise für den Berater

Ergänzend zu den Unterlagen, die durch das Beratungsgespräch führen, können sie hier kleine Notizzettel im DIN-A6-Format, mit weiterführenden Informationen und didaktischen Hinweisen herunterladen.

3-Stufen-Beratung I: Schulungsunterlagen Zöliakie

Hier können Sie alle Schulungsunterlagen zum Thema Zöliakie und glutenfreie Ernährung herunterladen. Laden Sie zusätzlich den "Hinweis für Berater" mit weiterführenden Informationen und didaktischen Hinweisen herunter.

Modul 1 - Grundlagen der Zöliakie Teil 1

In diesem Modul werden Ihnen erste Grundlagen zur Zöliakie vermittelt. Die Begrifflichkeiten „Zöliakie“ und „Gluten“ werden definiert.
Im Weiteren geht es um die Ätiologie und Pathogenese der Zöliakie. Es werden exogene, genetische und immunologische Faktoren, die bei der Entstehung einer Zöliakie eine Rolle spielen, präsentiert. Es folgt die Darlegung der einzelnen Erscheinungsformen der Zöliakie, die vielfältige Symptomatik sowie ein Überblick über die Prävalenz in Europa und ihrer Entwicklung.

Zusammengestellt wurde das Modul von Dr. med. Michael Schumann von der Berliner Charité.

Modul 2 - Grundlagen der Zöliakie Teil 2

Aufgrund der häufig vielfältigen Beschwerden und verschiedenen Formen der Zöliakie ist diese oft schwierig zu diagnostizieren. Zunächst werden die einzelnen Schritte einer Zöliakiediagnose erläutert, bestehend aus Anamnese, Serologie und Histologie. Weiterhin werden assoziierte Erkrankungen aufgezählt und deren Verbindung mit Zöliakie erklärt. Im letzten Teil des Moduls wird auf Komplikationen hingewiesen, die in Zusammenhang mit Zöliakie auftreten und wie mit diesen umgegangen werden kann.

Die Lerninhalte wurden gemeinsam mit Prof. Dr. med. Wolfgang Holtmeier zusammengestellt.

Zöliakie: das klinische Chamäleon

Das Chamäleon ist bekanntlich ein „sympathisches“ afrikanisches Reptil, das im Stande ist, sein Aussehen zu verändern, da es die einzigartige Fähigkeit hat, seine Hautfarbe zu wechseln. In der Medizin wird das Adjektiv „chamäleonartig“ verwendet, um jene Pathologien zu beschreiben, die in unterschiedlichsten Formen auftreten können, so wie beispielsweise im Fall der Zöliakie.

>> Weiterlesen... <<<
Autor:
Catassi, C;
Jahr:
2014

Coeliac Disease and Gluten Related Disorders in Russia and Former Soviet Republics (2015)

Elena Roslavtseva, MD, Ph.D.
Scientific Center for Children’s Health, Moscow

16th International Coeliac Disease Symposium 2015 in Prag
Pre-Conference Workshop on Gluten Sensitivity "The Evolving Planet of Gluten Related Disorders"

Glutenunverträglichkeiten von Zöliakie bis Glutensensitivität (2015)

Dr. med. Michael Schumann
Charité - Universitätsmedizin Berlin

57. Bundeskongress des Verbandes der Diätassistenten – Deutscher Bundesverband e. V.
 

Zöliakie: Zehn Dinge, die jeder Experte über Zöliakie wissen sollte

Zöliakie gewinnt sowohl in der Allgemeinbevölkerung als auch in der medizinischen Fachgemeinschaft zunehmend an Bekanntheit und Aktualität. Die Diagnosemöglichkeiten von Zöliakie haben sich im Laufe der Zeit verändert, jedoch herrscht große Unsicherheit bezüglich der Anwendung und Auswertung von Diagnosetests, deren Ergebnisse häufig durch die Einhaltung der glutenfreien Diät beeinträchtigt werden.

Die Experten Amy S. Oxentenko und Joseph A. Murray erläutern 10 wichtige Punkte, die man über Zöliakie wissen sollte. Diese basieren auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und den Erfahrungen aus der Tätigkeit im Bereich der Zöliakiediagnostik an der Mayo Clinic.

Es gibt 10 Dinge, die jeder Fachexperte im Bereich Ernährung und Gastroenterologie über Zöliakie wissen sollte.

1. Die Bestimmung der Immunglobulin-A-Antikörper in der Gewebstransglutaminase (Tg-IgA) gilt als bester serologischer Test für die Erkennung von Zöliakie.

2. Zöliakie kann endoskopisch erkannt werden. Allerdings schließt ein normaler endoskopischer Befund eine Diagnose nicht aus.

3. Es wird empfohlen 4 Biopsien zu entnehmen (3x Pars descendens duodeni & 1x Bulbus duodeni), um eine möglichst genaue histologische Bestätigung der Zöliakie zu gewährleisten.

4. Es sollte in Betracht gezogen werden serologische Tests an Verwandten ersten Grades, Patienten mit Diabetes Mellitus Typ 1, Down Syndrom, Turner Syndrom und Williams-Beuren-Syndrom durchzuführen, ebenso wie an Patienten mit vorzeitiger Osteoporose, Eisenmangel, abweichenden Leberwerten und anderen Anzeichen für Zöliakie.

5. Patienten, die bereits langfristig eine glutenfreie Diät befolgen, sollten auf HLA DQ2 oder DQ8 getestet werden, um von der Notwendigkeit weiterer Untersuchungen bezüglich Zöliakie bei nicht allelischen Trägern abzusehen.

6. Die grundlegende Behandlung einer Zöliakie besteht in einer strikten lebenslangen glutenfreien Ernährung, die von einem erfahrenen Ernährungsberater begleitet wird. Alle Zöliakiepatienten sollten an einen Ernährungsberater überwiesen werden, der sich im Bereich der glutenfreien Ernährung gut auskennt. Richtlinien für Ernährungsberater sind verfügbar, um diese bei der Betreuung von Patienten mit Zöliakie zu unterstützen. Überlässt man den Patienten die Recherche über die glutenfreie Diät, kommt es nicht selten zu Fehlinformationen, wobei die Ernährung unnötigerweise eingeschränkt wird. Weitere praktische Hinweise, die ein Ernährungsberater geben sollte, beziehen sich u. A. auf die Vermeidung von Kreuzkontamination im Haushalt (z. B. separate Toaster oder Frischhaltedosen), Reise- und Restauranttipps sowie Tipps zu seriösen Informationsseiten im Internet. Außerdem ist es notwendig den allgemeinen Gesundheitszustand bei glutenfreier Ernährung zu überwachen, denn Fettleibigkeit, Diabetes und andere Begleiterkrankungen werden immer häufiger.

7. Neudiagnostizierte Erwachsene mit Zöliakie sollten auf Nährstoffmangel (Eisen, B12, Folat, Zink, Kupfer), Mangel an fettlöslichen Vitaminen (Vitamin D) und Knochendichte untersucht werden.

8. Alle Zöliakiepatienten sollten sich regelmäßig klinischen Nachfolgeuntersuchungen unterziehen, um die Wirkung und Einhaltung der glutenfreien Diät sicherzustellen.

9. Bei jenen, die anhaltende Symptome oder Rückfallsymptome aufweisen, sollte die ursprüngliche Diagnose noch einmal überprüft werden, nach möglichen verborgenen Glutenquellen gesucht und eine systematische Ermittlung alternativer oder mit Zöliakie verbundener Erkrankungen durchgeführt werden.

10. Patienten mit refraktärer Zöliakie sollten auf bösartige Entwicklungen untersucht werden.

Resource: Clin Gastroenterol Hepatol. 2014 Jul 19. pii: S1542-3565(14)01053-2
 
Autor:
Oxentenko, A; Murray, J;
Jahr:
2014 Juli
Sprachen:
Deutsch; English; Français; Español; Italiano;
www.drschaer-institute.com