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Prä-endoskopischer Point-of-Care-Test (Simtomax® – IgA/IgG-Antikörper gegen deamidierte Gliadinpeptide [DGP]) auf Zöliakie bei ungeklärtem Eisenmangel: Diagnostische Genauigkeit und Kosteneinsparungspotenzial

Lau MSY, Mooney PD, White W et al.

BMC Gastroenterology 2016, 16:115 DOI 10.1186/s12876-016-0521-5

Die Prävalenz der Zöliakie (CD) liegt bei etwa 1 %, 75 % aller Fälle werden jedoch nicht diagnostiziert.  Anämie ist eines der häufigen CD-Symptome; 15 – 26,8 % der unbehandelten CD-Patienten sind von einer Anämie betroffen. Die Ursache liegt in der Regel in einem durch Malabsorption bedingten Eisen-, Folsäure- oder Vitamin-B12-Mangel. Etwa 2 – 5 % der Allgemeinbevölkerung in den Industrieländern leiden unter einer Eisenmangelanämie.
Das Screening von Anämie-Patienten ist eine Möglichkeit, um die CD-Erkennungsrate zu verbessern. Laut Datenbestand wird bei 2,6 bis 8,7 % aller Anämie-Patienten, die sich einer endoskopischen Untersuchung unterziehen, eine CD diagnostiziert. Zusätzlich empfiehlt die British Society of Gastroenterology (BSG) in ihren aktuellen Leitlinien zu Diagnostik und Management der Eisenmangelanämie Routine-Screenings auf die zöliakiespezifischen Gewebstransglutaminase-IgA- (tTG-IgA) und Endomysium-IgA-Antikörper (EmA-IgA). Verfügbarkeit und Einsatz der prä-endoskopischen Zöliakie-Serologie scheinen jedoch zu variieren. Ist keine Zöliakie-Serologie verfügbar, muss der Kliniker eine Duodenalbiopsie vornehmen, eine kostspielige diagnostische Maßnahme.

Das Ziel dieser Studie war die Beurteilung der Rolle eines prä-endoskopischen Point-of-Care-Tests (POCT) auf zöliakiespezifische Antikörper bei Patienten mit Eisenmangel im Rahmen eines Kosteneinsparungsmodells. Zunächst wurde die Einhaltung der BSG Leitlinien für das serologische CD-Screening bei Eisenmangelanämie untersucht, um die Verfügbarkeit der prä-endoskopischen serologischen Diagnostik in der Praxisrealität zu ermitteln. Dann wurde die Sensitivität des Simtomax POCT als Suchtest für Zöliakie bei Eisenmangel bestimmt und es wurde untersucht, welche wirtschaftlichen Auswirkungen ein prä-endoskopischer DGP-basierter POCT hat, der mit dem Ziel eingesetzt wird, Duodenalbiopsien nur bei positiv getesteten Patienten vorzunehmen. Zudem wurde die Duodenalhistologie von Patienten in dieser Studie auf mögliche nicht zöliakiebedingte Ursachen für Eisenmangel überprüft, um festzustellen, ob dieser diagnostische Ansatz andere Pathologien des Duodenums, die für eine Anämie verantwortlich sein können, übersehen würde.

Diese Studie umfasste drei Gruppen:
  • Gruppe 1 war eine multizentrische retrospektive Analyse aller Patienten (n = 934) mit Anämie, die sich über einen Zeitraum vom 12 Monaten an 4 Krankenhäusern in GB (Addenbrooke’s, Bradford, Hull und Whipps Cross) einer Gastroskopie mit Duodenalbiopsie unterzogen. Die Verfügbarkeit der prä-endoskopischen Zöliakie-Serologie wurde geprüft.
  • Gruppe 2 war eine prospektive Nichtunterlegenheitsstudie, die die Sensitivität von Simtomax mit der Sensitivität herkömmlicher serologischer Testverfahren in einer Kohorte von Patienten mit Eisenmangel verglich. 133 konsekutive Eisenmangel-Patienten (mit oder ohne Anämie) wurden von einer einzigen Endoskopie-Liste eines Zöliakie-Forschungsprojekts in Sheffield rekrutiert. Alle Patienten wurden am Tag der endoskopischen Untersuchung einer herkömmlichen serologischen Untersuchung und dem Simtomax Test (EmA-IGA, tTg-IgA, Gesamt-IgA) unterzogen; die Ergebnisse der Zöliakie-Serologie wurden mit der jeweiligen Duodenalhistologie verglichen. Patienten mit bestätigter CD und Patienten unter Glutenkarenz (GK) wurden ausgeschlossen. Der Endoskopiker kannte die klinischen Informationen der Patienten war jedoch im Hinblick auf die Ergebnisse des POCT verblindet.
  • Gruppe 3 war eine retrospektive histologische Analyse von 153 Patienten, die aufgrund einer nichtzöliakiespezifischen Eisenmangelanämie an einem anderen Krankenhaus behandelt wurden. Die Duodenalhistologie dieser Patienten wurde überprüft, um mögliche nicht zöliakiebedingte Ursachen für ihre Anämie zu identifizieren.
 
In dieser Studie lag die Prävalenz der Zöliakie bei Eisenmangel-Patienten zwischen 1,3 und 19,5 %. In Gruppe 1 unterzogen sich insgesamt 934 Anämie-Patienten einer Gastroskopie mit Duodenalbiopsie. Eine prä-endoskopische Zöliakie-Serologie stand in 33,8 % der Fälle zur Verfügung, 14 % der Serumproben wurden im Rahmen der Primärversorgung entnommen. Von den 133 Patienten in Gruppe 2 wurden 19,5 % mit CD diagnostiziert. Alle Zöliakie-Fälle mit einer positiven Serologie (EmA-IgA/tTG-IgA) und einer Zottenatrophie vom Typ Marsh 3a – c wurden mit Simtomax korrekt identifiziert. Die Sensitivität, Spezifität sowie der positive prädiktive Wert (PPV) und der negative prädiktive Wert (NPV) von Simtomax tTG-IgA lagen bei 100 %, 82, %, 57,8 % und 100 % versus 96,2 5, 91,5 %, 73,5 % und 99 %. Die Überprüfung der Duodenalhistologie ergab neben Zöliakie keine anderen Ursachen für Eisenmangel. Da der Simtomax Test einen NPV von 100 % hat, ist es in der klinischen Praxis höchst unwahrscheinlich, dass eine Biopsie bei negativ getesteten Eisenmangel-Patienten mit oder ohne Anämie zu einer Diagnose führt. Entsprechend könnte bei diesen Patienten auf eine Duodenalbiopsie verzichtet werden.

Kosteneinsparungsmodell

Der Simtomax Test fiel in der Kohorte der Gruppe 2 bei 88 von 133 Patienten (66,2 %) negativ aus.  Da sowohl die Sensitivität als auch der negative prädiktive Wert von Simtomax bei 100 % liegen, hätte bei diesen Patienten eine Duodenalbiopsie sicher vermieden werden können. Unter Berücksichtigung der Kosten für die Testung aller Patienten mit Simtomax, ergibt sich ein Kosteneinsparungspotenzial von £ 4908 (~ € 5.800) für diese Kohorte oder von £ 3.690 (~ € 4.330) pro 100 Gastroskopien (alle Angaben basieren auf Berechnungen des Royal Hallamshire Hospital in Sheffield, GB). 
 
Zusammengefasst zeigte diese Studie eine niedrige Verfügbarkeit (33,8 %) der prä-endoskopischen Zöliakie-Serologie in der klinischen Anämiediagnostik auf. Im Vergleich mit der Standard-Serologie zeigte diese Studie zudem die Überlegenheit des Simtomax Tests im Hinblick auf Sensitivität und negativen prädiktiven Wert. Diese Ergebnisse sind mit anderen veröffentlichten Forschungsergebnissen zur klinischen Leistung des Simtomax POCT versus Standard-Serologie vergleichbar. Somit ermöglicht Simtomax ein effizientes Zöliakie-Screening bei Patienten mit ungeklärtem Eisenmangel und Kosteneinsparungspotenziale in der endoskopischen Diagnostik, indem unnötige Duodenalbiopsien bei negativ getesteten Patienten vermieden werden.
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