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Reizdarmsyndrom: Glutenfreie und FODMAP-arme Ernährung

Das Reizdarmsyndrom (RDS) ist eine häufig auftretende gastrointestinale Störung, die durch Bauchschmerzen, oft in Zusammenhang mit dem Stuhlgang, oder veränderten Stuhlgewohnheiten gekennzeichnet ist.(1) Zu den häufigen Symptomen des RDS gehören Völlegefühl, Bauchschmerzen, Übelkeit, Durchfall und/oder Verstopfung.(2)
Die Verbindung zwischen Ernährung und abdominellen Symptomen ist weithin bekannt.(4) Man weiß, dass gastrointestinale Symptome durch zahlreiche Lebensmittel und Nahrungsbestandteile (z. B. Gluten, Milchprodukte, Kaffee und Alkohol) ausgelöst werden können.(5)

Ein erheblicher Prozentsatz der RDS-Patienten reagiert auf die Aufnahme von Gluten mit Symptomen, selbst wenn bei ihnen keine Zöliakie oder Weizenallergie nachgewiesen wurde. Einige dieser Patienten könnten auf eine glutenfreie Ernährung ansprechen. Zahlreiche Fallberichte haben gezeigt, dass eine geringere Glutenaufnahme über 4 bis 8 Wochen RDS-Symptome verbessern, die Häufigkeit des Stuhlgangs pro Tag reduzieren und die intestinale Permeabilität herabsetzen kann.(6)

Die Ergebnisse mehrerer Studien deuten darauf hin, dass mit einem weiteren Ernährungskonzept, der FODMAP-Diät, ebenfalls deutliche Therapieerfolge erzielt werden können.(7) Eine FODMAP-arme Ernährung bewirkt bei etwa 75 % der Patienten mit RDS eine deutliche Linderung der Symptome, während sich bei den restlichen Patienten kein nennenswerter Therapieerfolg einstellt.(8) FODMAPs (fermentierbare Oligosaccharide, Disaccharide, Monosaccharide und Polyole) sind kurzkettige Kohlenhydrate, die im menschlichen Darm nur schlecht resorbiert werden. Zu den FODMAPS gehören Fruktose (bei Fruktoseüberschuss, d. h. wenn der Fruktoseanteil den Glukoseanteil übersteigt), Laktose, Fructooligosaccharide (Fruktane und Galactane) und Polyole (z. B. Sorbitol, Mannitol, Xylitol und Maltitol).(9) Diesen Kohlenhydraten und Zuckeralkoholen sind drei charakteristische funktionelle Eigenschaften gemein: 1) Sie werden nur teilweise im Dünndarm resorbiert; 2) Es handelt sich um kleine und damit um osmotisch aktive Moleküle; 3) Sie werden im Dickdarm schnell durch Bakterien fermentiert.(7)

FGIS-Symptome werden möglicherweise durch eine Fruktose- und Saccharose-Malabsorption ausgelöst, bedingt durch einen Defekt eines Transporters (SGLT1, GLUT5 or GLUT2). Eine Fruktosemalabsorption tritt auf, wenn dem Körper mehr Fruktose als Glucose zugeführt wird (Fruktoseüberschuss).

Im Dünndarm gibt es kein hydrolytisches Enzym (Hydrolase) zur Spaltung der Verbindung Glukose - Fruktose. Entsprechend werden die Fruktane (Oligosaccharide) nicht durch die Epithelmembran transportiert und nicht resorbiert. Ähnliches gilt für die Galactane, Galactoseketten mit einem Molekül Fruktose am Ende.

Das Polyol Sorbitol schließlich ist eines der am häufigsten verwendeten Lebensmittelzusatzstoffe. Die gleichzeitige Aufnahme von Sorbitol und Fruktose hemmt den Fruktosetransport und verschlimmert so die Symptome des RDS.(10)

Weizen weist einen hohen Fruktangehalt auf, entsprechend sind in den meisten Broten, Backwaren und Kuchen hohe Mengen an Fruktanen enthalten. Auch Gemüse wie Zwiebeln, Knoblauch und Artischocken haben einen erhöhten Fruktangehalt. Zu den Nahrungsmitteln mit einem hohen Gehalt an Galactanen gehören Hülsenfrüchte (Sojabohnen, Bohnen, Kichererbsen, Linsen), Kohl und Rosenkohl. Einen hohen Fruktosegehalt haben u. a. Honig, Backpflaumen, Datteln, Äpfel, Birnen und Papaya. Disaccharide wie Laktose finden sich in Milchprodukten, aber auch in den meisten Bieren sowie in Fertigsuppen und -soßen. Die meisten künstlichen Süßstoffe enthalten Polyole, aber auch andere Produkte wie beispielsweise Zahnpasta, Minzbonbons, zuckerfreier Kaugummi und viele Flüssigpräparate wie Hustensaft oder Schmerzmittel enthalten Polyole.(7)

Halmos et al.(11) untersuchten die Wirksamkeit des FODMAP-Konzepts in einer randomisierten, kontrollierten Cross-over-Studie. Sie verglichen die Auswirkungen einer FODMAP-armen Ernährung und einer moderaten FODMAP-Zufuhr an unselektierten RDS-Patienten, die im Vorfeld keine Ernährungsberatung erhalten hatten. Um die Spezifität jeglicher Wirkungen zu bestimmen, die in der RDS-Kohorte beobachtet wurden, wurde eine Kohorte gesunder Teilnehmer als Kontrollgruppe in die Studie einbezogen. Die Studie lieferte hochwertige Daten und zeigte, dass eine FODMAP-arme Ernährung ein wirksames Therapiekonzept zur Behandlung von funktionellen gastrointestinalen RDS-Symptomen ist. Da die unterschiedliche FODMAP-Zufuhr keine symptomatischen Auswirkungen auf die gesunden Kontrollen hatte, ist es zudem unwahrscheinlich, dass die symptomatischen Vorteile, die sich bei den RDS-Patienten unter einer FODMAP-armen Ernährung zeigten, unspezifischer Natur sind.

Zusammengefasst unterstützen die Ergebnisse dieser wissenschaftlichen Studie das Konzept einer FODMAP-armen und glutenfreien Ernährung zur Verbesserung der Symptome von RDS-Patienten.
LITERATUR
 
1.           De Roest RH, Dobbs BR, Chapman BA, Batman B, O’Brien LA, Leeper JA, et al. The low FODMAP diet improves gastrointestinal symptoms in patients with irritable bowel syndrome: A prospective study. Int J Clin Pract. 2013;67(9):895–903.
2.           Goldstein R, Braverman D, Stankiewicz H. Carbohydrate malabsorption and the effect of dietary restriction on symptoms of irritable bowel syndrome and functional bowel complaints. Isr Med Assoc J. 2000;2(8):583–7.
3.           Parrish CR. A FODMAP Diet Update: Craze or Credible? Pract Gastroenterol. 2012;37–46.
4.           Lea R, Whorwell PJ. The role of food intolerance in irritable bowel syndrome. Gastroenterol Clin North Am. 2005;34(2):247–55.
5.           Heizer WD, Southern S, McGovern S. The Role of Diet in Symptoms of Irritable Bowel Syndrome in Adults: A Narrative Review. J Am Diet Assoc. 2009;109(7):1204–14.
6.           Cozma-Petrut A, Loghin F, Miere D, Dumitrascu DL. Diet in irritable bowel syndrome: What to recommend, not what to forbid to patients! World J Gastroenterol. 2017;23(21):3771–83.
7.           Gibson PR, Shepherd SJ. Evidence-based dietary management of functional gastrointestinal symptoms: The FODMAP approach. J Gastroenterol Hepatol. 2010;25(2):252–8.
8.           Rangnekar AS, Chey WD. The FODMAP Diet for Irritable Bowel Syndrome: Food Fad or Roadmap to a New Treatment Paradigm? Gastroenterology. 2009;137(1):383–6.
9.           Gibson PR, Shepherd SJ. Personal view: Food for thought - Western lifestyle and susceptibility to Crohn’s disease. The FODMAP hypothesis. Aliment Pharmacol Ther. 2005;21(12):1399–409.
10.        Evans PR, Piesse C, Bak Y-T, Kellow JE. Fructose-sorbitol malabsorption and symptom provocation in irritable bowel syndrome: relationship to enteric hypersensitivity and dysmotility. Scand J Gastroenterol. 1998;33(11):1158–63.
11.        Halmos EP, Power VA, Shepherd SJ, Gibson PR, Muir JG. A diet low in FODMAPs reduces symptoms of irritable bowel syndrome. Gastroenterology. 2014;146:67–75.
 
www.drschaer-institute.com