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Glutenfreie Ernährung – darauf muss ich achten!

Annette Englert Ernährungspyramide
Interview mit Annette Englert
Diätassistentin und gastroenterologische Ernährungstherapeutin mit eigener Praxis in Ludwigshafen

Um Patienten die erste Phase die Umstellung der Ernährung zu erleichtern, ist eine professionelle Ernährungsberatung zu empfehlen. Was diese Beratung leistet und wie eine Mangelernährung bei Glutenverzicht vermieden werden kann, erläutert Annette Englert, Diätassistentin und gastroenterologische Ernährungstherapeutin mit eigener Praxis in Ludwigshafen.
1. Warum ist eine fundierte Ernährungsberatung für Patienten, die sich glutenfrei ernähren müssen, wichtig? Wie unterstützt diese die Patienten?
 
Zunächst geht es darum, den Patienten darin zu schulen, zu erkennen, welche Lebensmittel von Natur aus glutenfrei sind und welche er meiden sollte. Dazu gehören Kenntnisse über das Kontaminationsrisiko durch Spuren von Gluten und über das Verhalten beim Außer-Haus-Verzehr. Außerdem informieren wir, wie eine ausgewogene Ernährung ohne Gluten umgesetzt werden kann, die auch eine ausreichende Ballaststoff- und Nährstoffzufuhr gewährleistet. Dazu werden idealerweise drei Beratungstermine von je einer Stunde Dauer eingeplant. Die ersten beiden Termine vermitteln die Grundzüge einer gesunden glutenfreien Ernährung, bei der dritten Beratung wird dann überprüft, wie gut der Patient mit der umgestellten Ernährung zurechtkommt und bei Schwierigkeiten wird gegebenenfalls optimiert.


2. Welche Fehler in Bezug auf glutenfreie Ernährung sind bei den Patienten häufig und wie lassen sie sich vermeiden?

Bei unzureichenden Kenntnissen über eine ausgewogene Kost unter Glutenverzicht kann es zu einer Mangelernährung kommen. Dies gilt vor allem, wenn der Fokus zu sehr darauf liegt, welche Getreideprodukte nicht mehr verzehrt werden dürfen, ohne dass ein adäquater Ersatz gefunden wird. Ich arbeite hier gerne mit der Ernährungspyramide, mit deren Hilfe man die Gestaltung einer bedarfsgerechten vollwertigen Ernährung gut verdeutlichen kann. Die Gemüse- und Obstebene wird von vielen meiner Patienten anfangs viel zu wenig beachtet, ist aber u.a. eine wichtige zusätzliche Ballaststoffquelle.
 

3. Wie gelingt die Umstellung auf eine ausgewogene glutenfreie Ernährung?
 
Wichtig ist, in der Beratung einen Fokus auf vollwertige Ernährung und ballaststoffreiche Getreide zu legen. Dazu kann man auch auf die glutenfreien Getreidesorten zurückgreifen, die durchaus ballaststoffreich sind, und auch Hülsenfrüchte mit einbeziehen. Auch die im Handel erhältlichen glutenfreien Lebensmittel können verwendet werden. Diese wurden im Hinblick auf Ballaststoffe in den letzten Jahren deutlich verbessert. Vergleiche zeigen, dass es zwischen glutenhaltigen und glutenfreien Produkten – z.B. Brot und Nudeln – in Bezug auf den Ballaststoffgehalt kaum mehr Unterschiede gibt. Gerade bei vielen Broten ist der Ballaststoffgehalt im glutenfreien Bereich teils sogar höher als bei den herkömmlichen Broten. Hier gab es beim Herstellungsprozess deutliche Verbesserungen.
 

4. Wie lässt sich die Adhärenz der Patienten bei der glutenfreien Ernährung sichern?
 
Meiner Meinung nach ist es wichtig, den Fokus nicht so sehr auf den Verzicht zu legen, sondern  darauf, was erlaubt ist und welche schmackhaften glutenfreien Alternativen es für gewohnte Lebensmittel gibt. Die Ernährungsumstellung muss für den Betroffenen so gestaltet sein, dass er kein Verlustgefühl aufbaut. Wenn der Patient lernt, wie er seine Wünsche mit seiner Erkrankung in Einklang bringen kann und welche Alternativen verfügbar sind, hilft dies seine Lebensqualität zu erhalten und es  gibt weniger Probleme mit der Beibehaltung einer glutenfreien Ernährung.

 
5. Welche Therapieziele lassen sich mit einer ausgewogenen glutenfreien Ernährung erreichen?
 
In erster Linie geht es um den Erhalt der Lebensqualität und darum, dass der Patient beschwerdefrei wird. Bei der Zöliakie können mit einer strikt glutenfreien Ernährung zudem schwerwiegende Folgeerkrankungen vermieden werden. Gleichzeitig  wird bei allen Patientengruppen eine ausreichende Zufuhr von Vitamin- und Mineralstoffen sichergestellt und damit einer Mangelernährung vorgebeugt.

 


Quelle

Glutenfreie Ernährung – aber ausgewogen! E&M – Ernährung und Medizin 2017; 32
www.drschaer-institute.com