Dr. Schär Institute verwendet Cookies, um Ihnen den bestmöglichen Service zu gewährleisten. Wenn Sie auf der Seite weitersurfen stimmen Sie der Cookie-Nutzung zu. Ich stimme zu

Wissensplattform für spezielle Ernährungsbedürfnisse. Für Ernährungsfachkräfte und Ärzte.

Dr. Schär Institute
Menü

Therapie bei Reizdarmsyndrom: Ansätze und Empfehlungen

Die Ausprägungen des Reizdarmsyndroms (RDS oder IBS für Irritable Bowel Syndrome) sind sehr unterschiedlich, weshalb es keine Standardtherapie gibt. Die aktuelle Leitlinie beschreibt einige therapeutische Ansätze, die vom Arzt probatorisch angewandt werden können. Zu erwägen sind auch eine glutenfreie Kost oder die Elimination von FODMAPs.
Aufgrund der Heterogenität des Reizdarmsyndroms ist keine Standardtherapie möglich. Jede Behandlung hat deshalb anfangs probatorischen Charakter. Die aktuelle S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) und der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität (DGNM) von 2011 beschreibt verschiedene Ansätze. Um Patienten mit IBS adäquat behandeln zu können, sollte eine Unterscheidung zwischen Obstipationsprädominanz, Diarrhoeprädominanz und wechselndem, gemischtem Stuhlverhalten vorgenommen werden.
 

Medikamentöse Therapie und alternativmedizinische Ansätze

Eine medikamentöse Therapie sollte symptomorientiert erfolgen. Ihr Erfolg misst sich an der Symptomverbesserung und der Verträglichkeit für den Patienten. Bei nicht einsetzendem Therapieerfolg kann es erforderlich sein, sukzessiv verschiedene Medikamente einzusetzen. Die Behandlung des IBS mit alternativen Therapieformen kann aufgrund der unzureichenden Datenlage nicht empfohlen werden. Im Einzelfall können komplementäre Therapien erwogen werden, wie z. B. Akupunktur. Bei Kindern sollten komplementäre bzw. alternative Therapieformen vermieden werden. Zudem sollte ein Kind mit IBS ggf. zusätzlich psychosozial betreut werden. In therapierefraktären Fällen sollte frühzeitig ein Kindergastroenterologe miteinbezogen werden.
Bei Erwachsenen ist noch die psychische Gesundheit zu berücksichtigen. Auch wenn keine gesteigerte Koprävalenz mit anderen schwerwiegenden Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts postuliert wird, kommen durchaus schwerwiegende andere Erkrankungen vor, z. B. Depression. Bei Vorliegen einer psychischen Komorbidität (Depression, Angststörung) können Antidepressiva verschrieben werden.

Weitere Therapieansätze bei Reizdarmpatienten

Pro- und Präbiotika

Bakterienstamm entsprechend der Symptomatik wählen
Der Einfluss einer gestörten Darmflora bzw. einer bakteriellen Fehlbesiedelung auf das Krankheitsbild lässt viele Ärzte probiotische Präparate empfehlen. Verschiedene Metaanalysen zeigten eine Verbesserung der Gesamtsymptomatik, v. a. in Bezug auf abdominelle Schmerzen auf. Allerdings unterschieden sich die Studiendesigns so stark voneinander, dass keine gesicherten Aussagen über Dosis und Verabreichungsform getroffen werden konnten. Ausgewählte Probiotika können folglich in der Behandlung des IBS eingesetzt werden, wobei die Wahl des Stammes nach der Symptomatik erfolgt. Außer Pro- und Präbiotika werden Nahrungsergänzungsmittel grundsätzlich nicht empfohlen.
 

Ballaststoffe

Lösliche Ballaststoffe sind empfehlenswert
Bei überwiegend obstipativen Beschwerden können Ballaststoffe zur Behandlung eingesetzt werden. Dabei sollten lösliche Ballaststoffe wie Psyllium/Plantago und Ispaghula bevorzugt verwendet und die Menge um 10 bis 20 Gramm pro Tag gesteigert werden. Allerdings könnten sie auch Nebenwirkungen, wie z. B. verstärkte Blähungen, induzieren. Wichtig ist es, mit niedrigen Dosen zu beginnen und diese stufenweise und behutsam je nach Verträglichkeit zu steigern. Außerdem sollte der aktuelle Ballaststoffkonsum zuvor abgeklärt werden. Als alleinige Therapie scheinen Ballaststoffe von begrenzter Bedeutung zu sein. Eine Kombination aus Ballaststoffen und ausgewählten Probiotika kann versucht werden. Grundsätzlich ist bei der Aufnahme von Ballaststoffen auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten.
Auch bei Patienten mit IBS vom Diarrhoe- oder vom Schmerz-Typ können lösliche Ballaststoffe zur Therapie eingesetzt werden. Lösliche Ballaststoffe binden mehr Wasser als unlösliche und bewirken somit eine homogene Stuhlform. Unlösliche Ballaststoffe können bei diesen Patienten die Beschwerden hingegen verschlimmern, wie einige Untersuchungen zeigen. In verschiedenen Metaanalysen zur Verwendung von Ballaststoffpräparaten wurde die Studienqualität (Heterogenität der Teilnehmer, fehlende Placebokontrolle) bemängelt. Insgesamt jedoch scheinen lösliche Ballaststoffe die Symptomatik in höherem Ausmaß zu verbessern.
 

Pfefferminzöl

Entspannung für den Darm
Laut verschiedener Übersichtsartikel übt Pfefferminzöl eine positive Wirkung auf die Symptome der Reizdarmpatienten aus, indem es die glatte Muskulatur des Darmtrakts entspannt. Folglich sollte Pfefferminzöl bei IBS-Patienten mit leichten Beschwerden vor einer Medikation probatorisch angewendet werden.
 

Fettreduktion

Fettarme Ernährung kann Linderung bringen
Fetthaltiges Essen verschlechtert bei vielen IBS-Patienten die gastrointestinalen Beschwerden, auch wenn wissenschaftlich bislang kein Zusammenhang bestätigt werden konnte. Allerdings wurde bei IBS-Patienten nach Lipidkonsum eine Verlangsamung des Gastransports im Dünndarm und damit verbunden ein verstärktes Auftreten von Blähungen festgestellt.
 

Antibiotika

Darmflora mit Antibiotika gezielt verändern
Neue Therapiestrategien haben sich zum Ziel gesetzt, die Darmflora von Reizdarmpatienten nicht zu eliminieren, sondern sie so zu verändern, dass sie zu einer Verbesserung der Symptomatik beiträgt. Die derzeitige Datenlage liefert drei Gründe, welche die Anwendung einer Antibiotikatherapie bei IBS unterstützen.

a) Antibiotika wirken sich auf die Zusammensetzung der intestinalen Bakterienflora aus und vermindern das Entstehen bakterieller Produkte, die die Symptomatik negativ beeinflussen können.

b) Antibiotika verringern den Einfluss der Bakterien auf die Darmschleimhaut.

c) Antibiotika verändern sowohl Bakterien als auch die Reaktion des Wirts.

Ein ideales Antibiotikum sollte ein breites Wirkungsspektrum aufweisen, d. h. aktiv gegen gram positive und gram negative, aerobe und anaerobe Bakterien wirken, eine hohe Bioverfügbarkeit im Verdauungstrakt ohne systemische Auswirkungen aufzeigen, sicher für Kinder, Ältere und Schwangere sein und dabei noch kosteneffektive Vorteile haben.
Wissenschaftler konnten eine signifikante Symptomverbesserung bei IBS-Patienten nach erfolgter Antibiotikatherapie feststellen. Bei einem folgenden H2-Atemtest wurde auch ein verringerter Wert an H2 in der Atemluft gemessen. Aufgrund der Schwächen dieser Studien (geringe Teilnehmerzahl, kurzes Follow-up, verschiedene Endpunkte) ist es derzeit nicht möglich, definitive Aussagen über die Effekte der Antibiotikatherapie zu treffen.

Gezielte, symptomorientierte Therapien nach der S3-Leitlinie

Therapie von Diarrhoe bei Erwachsenen mit Reizdarmsyndrom

Von Ballaststoffen bis zum gezielten Medikamenteneinsatz
Eine Unterscheidung in der Behandlung der meist vergesellschafteten Symptome Diarrhoe und imperativer Stuhldrang besteht nicht. Zu den möglichen Strategien zur Behandlung der Diarrhoe bei IBS-Patienten im Erwachsenenalter zählen Ballaststoffe, Probiotika, Loperamid, Phytotherapeutika, Cholestyramin, Spasmolytika (z.B. Mebeverin) und in Einzelfällen auch 5-HT3-Antagonisten (z.B. Alosetron). Aufgrund fehlender Evidenz kann Racecadotril bei Reizdarmpatienten zur Verbesserung der Diarrhoe nicht empfohlen werden. Eine Behandlung der Diarrhoe mit Antibiotika und Aloe vera sollte ebenfalls eher nicht durchgeführt werden. Nicht empfohlen wird außerdem eine Behandlung von Diarrhoe oder Schmerz mit TCM/Kräutertherapie.
 

Therapie von Schmerz bei Erwachsenen mit Reizdarmsyndrom

Krampflösende Arzneimittel sind empfehlenswert
Eine Behandlung von Schmerzen mit peripheren Analgetika (ASS, Paracetamol, NSAR, Metamizol), mit Antibiotika, mit Pregabalin/Gabapentin oder mit Aloe vera sollte eher nicht durchgeführt werden. Auch Opioide und Opioidagonisten bzw. Pankreasenzyme sollten nicht eingesetzt werden. Im Gegensatz dazu können lösliche Ballaststoffe, Probiotika, trizyklische Antidepressiva, SSRI und Phytotherapeutika als Therapiemaßnahme eingesetzt werden. In Einzelfällen können sogar 5-HT3- Antagonisten (z.B. Alosetron) gegeben werden. Eine Schmerztherapie mit Spasmolytika sollte erfolgen.
 

Therapie von Obstipation bei Erwachsenen mit Reizdarmsyndrom

Lösliche Ballaststoffe und Laxantien können gegeben werden
Beim Obstipations-Typ (RDS-O) sollten Ballaststoffe in Form der wasserlöslichen Gelbildner, wie z. B. Flohsamenschalen (Psyllium), versucht werden. Probatorisch können auch osmotische Laxantien vom Macrogoltyp oder andere osmotische oder stimulierende Laxantien gegeben werden. Prucaloprid ist eine mögliche Option in therapierefraktären Fällen aufgrund der nachgewiesenen Effektivität bei chronischer Obstipation. Ebenso können Lubiproston, ein Chloridkanal-Aktivator, und verschiedene Spasmolytika unter Berücksichtigung der Verfügbarkeit zur Therapie des RDS-O eingesetzt werden. SSRI können bei therapierefraktärem RDS-O, insbesondere bei im Vordergrund stehenden Schmerzen und/oder psychischer Komorbidität, getestet werden. Versuchsweise können auch Probiotika und die Pflanzenmixtur STW-5 zum Einsatz kommen. Sonstige Phytotherapeutika/Kräutermischungen sind mit wenigen Ausnahmen bei RDS-O nicht effektiv und sollten daher eher nicht verwendet werden. Nicht resorbierbare Antibiotika (z. B. Rifaximin, Neomycin) sollten bei Patienten mit RDS-O eher nicht gegeben werden. Aufgrund der widersprüchlichen Studienergebnisse sollte Domperidon, ein Dopamin-2-Rezeptor-Agonist, derzeit keinen Einsatz in der Therapie finden.
 

Therapie von Blähungen bei Erwachsenen mit Reizdarmsyndrom

Behandlung von Obstipation und Diarrhoe steht im Vordergrund
Eine effektive medikamentöse Therapie der Obstipation bzw. der Diarrhoe des IBS-Patienten kann auch die Beschwerden aus dem Symptombereich Blähungen, abdominelle Distension, Meteorismus und Flatulenz bessern. Folglich können auch Probiotika zu einer Besserung führen. Eine Behandlung mit dem nicht resorbierbaren Antibiotikum Rifaximin sowie mit Phytopharmaka kann in therapierefraktären Fällen versuchsweise eingesetzt werden. Nicht zur Therapie verordnet werden sollten Cholinergika/Parasympatikomimetika, Pankreasenzyme, Analgetika, trizyklische Antidepressiva und SSRI. Für entschäumende Substanzen (Simethikon, Dimethikon) liegen keine Daten zur Therapie beim IBS vor. Aufgrund der positiven Effekte auf diese Symptome in Studien bei Dyspepsie und akuter Enteritis kann jedoch ein Behandlungsversuch unternommen werden.
 

Therapie von Schmerzen und Diarrhoe bei Kindern mit Reizdarmsyndrom

Linderung durch Pfefferminzöl und Probiotika
Verkapseltes Pfefferminzöl kann als Spasmolytikum bei Kindern und Jugendlichen eingesetzt werden. Probiotika können bei Kindern ebenfalls versucht werden, insbesondere bei postenteritischer Genese des IBS oder prädominanter Diarrhoe. Amitriptylin sollte eher nicht für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen eingesetzt werden. Auf einen regelmäßigen Einsatz von Analgetika und chemisch definierte Spasmolytika sollte zugunsten anderer Therapieverfahren ebenfalls verzichtet werden. In Ausnahmefällen können sie zur punktuellen Schmerzbekämpfung eingesetzt werden.
 

Therapie von Obstipation und Blähungen bei Kindern mit Reizdarmsyndrom

Bestimmtes Laxans kann zum Einsatz kommen
Macrogol sollte für die Therapie der Obstipation im Rahmen des IBS versucht werden. Andere Laxantien sollten eher nicht verwendet werden.

Weiterführende Informationen

Studien 3

Alle anzeigen

Diagnose der Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität (NCGS) bei Patienten mit funktionellen gastrointestinalen Symptomen: Ergebnisse einer multizentrischen, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie mit Glutenprovokation.

Die Nicht-Zöliakie-Nicht-Weizenallergie-Weizensensitivität (kurz: Weizensensitivität oder NCGS) ist eine funktionelle gastrointestinale Krankheit, die durch gastrointestinale und extraintestinale Symptome gekennzeichnet ist, die nach dem Genuss glutenhaltiger Nahrungsmittel auftreten. Anhand der derzeit verfügbaren Bluttests und histologischen Untersuchungen kann eine NCGS nicht zweifelsfrei festgestellt werden. Primäre Grundlage des NCGS-Diagnoseverfahrens ist daher das Ansprechen auf eine glutenfreie Ernährung, wenn weder eine Zöliakie noch eine Weizenallergie vorliegt. Die Analyse der Reaktion potenzieller NCGS-Patienten auf Glutenkarenz kann neben der Wirkung anderer aktiver Substanzen in Weizen, z. B. Amylase-Trypsin-Inhibitoren (ATIs) und FODMAPs (Fermentable Oligosaccharides, Disaccharides, Monosaccharides and Polyols), jedoch auch durch den Placebo-Effekt verzerrt werden. Eine korrekte Diagnose ist unerlässlich, um unnötige diätetische Einschränkungen zu vermeiden, wirksame Behandlungsoptionen bereitzustellen und den Bedarf an symptomlindernden Arzneimitteln bei funktionellen gastrointestinalen Beschwerden einschließlich Reizdarmsyndrom zu reduzieren.

Ziel dieser klinischen Studie war, innerhalb einer Patientenkohorte, die unter Glutenkarenz eine Verbesserung ihrer gastrointestinalen Symptome verzeichnete, Patienten mit NCGS zuverlässig durch eine doppelblinde, placebokontrollierte Glutenprovokation (DBPCGP) mit Cross-over zu identifizieren. Die klinische Studie wurde in 15 ambulanten gastroenterologischen Prüfzentren in Italien durchgeführt. 140 erwachsene Patienten, die regelmäßig gastroenterologische Ambulanzen aufsuchen und die Rom-III-Kriterien für funktionelle Magen-Darm-Störungen erfüllen, wurden in diese klinische Studie eingeschlossen. Alle Patienten ernährten sich glutenhaltig, testeten negativ auf Antikörper der Immunglobulinklasse IgA gegen Tissue-Transglutaminase (IgA-tTGA) und IgE-vermittelte Weizenallergie und hatten einen normalen Gesamt-IgA. Bei Patienten mit starkem klinischen Verdacht auf Zöliakie wurde zudem eine Duodenalbiopsie entnommen, um Patienten mit serologisch negativer Zöliakie auszuschließen.

Phase 1 der klinischen Studie untersuchte die Reaktion der Patienten auf Glutenkarenz. Zunächst erfolgte eine Beurteilung der Krankheitssymptome und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität anhand von Visuellen Analogskalen (VAS) (Skala von 1 bis 10) und dem Gesundheitsfragebogen Short Form 36 (SF36). Im Anschluss an diese erste Bewertung wurde für die Dauer von 3 Wochen eine glutenfreie Ernährung eingeführt. Dabei wurden die Patienten durch einen Ernährungsexperten umfassend beraten und unterstützt. Am Ende von Phase 1 füllten die Patienten die VA-Skalen und den SF36-Fragebogen erneut aus. Patienten, die eine signifikante gesundheitliche Verbesserung (VAS ≥ 3, n = 101) angaben, galten als ‚Gluten-Responder‘ und wurden in die zweite Phase der klinischen Studie eingeschlossen.

Diese Responder wurden aufgefordert, sich in Phase 2 (placebokontrollierte, doppelblinde Glutenprovokation mit Cross-over) weiter strikt glutenfrei zu ernähren. In diese Phase der klinischen Studie wurden 98 Patienten eingeschlossen (3 Patienten lehnten eine weitere Teilnahme aus Angst vor einem symptomatischen Relaps unter Glutenprovokation ab). Die Patienten wurden randomisiert in zwei Gruppen eingeteilt und erhielten 7 Tage lang 5,6 g/Tag Gluten (Kapseln mit aufbereitetem Gluten, entspricht 80 g getrockneten Nudeln) oder Placebo (Kapseln mit Reisstärke). Vor dem Cross-over erfolgte eine 7-tägige Auswaschphase, sodass Phase 2 der klinischen Studie insgesamt 21 Tage dauerte (während dieser Zeit ernährten sich die Patienten weiter glutenfrei). Im Anschluss an jede Phase (Glutenprovokation/Placebo, Auswaschphase und Cross-over), d. h. nach jeweils 7 Tagen, füllten die Patienten erneut die VA-Skalen und den SF36-Fragebogen aus. Insgesamt berichteten die Patienten unter Glutenprovokation über stärkere gesundheitliche Verschlechterungen als unter Placebo (p = 0,05). 28 der randomisierten Patienten reagierten ‚positiv‘ auf die DBPCGP (d. h. sie erlitten einen symptomatischen Relaps unter Glutenaufnahme) und 69 Patienten erwiesen sich als DBPCGP-‚negativ‘ (d. h. kein symptomatischer Relaps unter Glutenaufnahme). Ein Zusammenhang zwischen demografischen, klinischen oder biochemischen Faktoren und der Reaktion auf die Glutenprovokation wurde nicht festgestellt. Unter den als ‚positiv‘ identifizierten Patienten schien die Reihenfolge, in der die Gluten- und Placebokapseln eingenommen worden waren, keinen signifikanten Effekt zu haben. Bemerkenswerterweise wurden 14 von 28 ‚positiven‘ Patienten auch als Placebo-Responder identifiziert. Dies deutete erwartungsgemäß auf einen signifikanten Placebo-Effekt hin.

Insgesamt erlitten 14 % der 98 randomisierten ‚Gluten-Responder‘ einen symptomatischen Relaps während der verblindeten, placebokontrollierten Glutenprovokation (ohne gleichzeitiges Ansprechen auf Placebo) und konnten entsprechend als Patienten mit NCGS identifiziert werden. Dieses Ergebnis bestätigt, dass die Aufnahme von Gluten in einer Subgruppe von Patienten mit funktionellen Darmstörungen gastrointestinale Symptome hervorrufen kann. Dies ist die erste klinische Studie, die die Effektivität des zweistufigen Diagnoseprotokolls „Diagnosis of NCGS: The Salerno Experts‘ Criteria“1 in der klinischen Praxis untersuchte und beurteilte. Die hohe Anzahl von Patienten, die auf Glutenkarenz reagierten (75 %), jedoch nicht auf die Glutenprovokation nach Glutenkarenz, ist bemerkenswert. Diese Diskrepanz ist wahrscheinlich zum Teil einem möglichen Placebo-Effekt geschuldet. Viele Patienten könnten jedoch auch auf andere unspezifische Substanzen in Weizen reagieren, z. B. ATIs oder FODMAPs.


1 Catassi C, Elli L, Bonaz B et al. Diagnosis of Non-coeliac Gluten Sensitivity (NCGS): The Salerno Experts Criteria. Nutrients 2015; 7: 4966-4977.


Elli L, Tomba C, Branchi R et al

Resource: Nutrients 2016; 8: 84; doi:10.3390/nu8020084
Autor:
Elli, L; et al.;
Jahr:
2016 Februar
Sprachen:
English;

Diets that differ in their FODMAP content alter the colonic luminal microenvironment.

Abstract

OBJECTIVE:
A low FODMAP (Fermentable Oligosaccharides, Disaccharides, Monosaccharides And Polyols) diet reduces symptoms of IBS, but reduction of potential prebiotic and fermentative effects might adversely affect the colonic microenvironment. The effects of a low FODMAP diet with a typical Australian diet on biomarkers of colonic health were compared in a single-blinded, randomised, cross-over trial.

DESIGN:
Twenty-seven IBS and six healthy subjects were randomly allocated one of two 21-day provided diets, differing only in FODMAP content (mean (95% CI) low 3.05 (1.86 to 4.25) g/day vs Australian 23.7 (16.9 to 30.6) g/day), and then crossed over to the other diet with ≥21-day washout period. Faeces passed over a 5-day run-in on their habitual diet and from day 17 to day 21 of the interventional diets were pooled, and pH, short-chain fatty acid concentrations and bacterial abundance and diversity were assessed.

RESULTS:
Faecal indices were similar in IBS and healthy subjects during habitual diets. The low FODMAP diet was associated with higher faecal pH (7.37 (7.23 to 7.51) vs 7.16 (7.02 to 7.30); p=0.001), similar short-chain fatty acid concentrations, greater microbial diversity and reduced total bacterial abundance (9.63 (9.53 to 9.73) vs 9.83 (9.72 to 9.93) log10 copies/g; p<0.001) compared with the Australian diet. To indicate direction of change, in comparison with the habitual diet the low FODMAP diet reduced total bacterial abundance and the typical Australian diet increased relative abundance for butyrate-producing Clostridium cluster XIVa (median ratio 6.62; p<0.001) and mucus-associated Akkermansia muciniphila (19.3; p<0.001), and reduced Ruminococcus torques.

CONCLUSIONS:
Diets differing in FODMAP content have marked effects on gut microbiota composition. The implications of long-term reduction of intake of FODMAPs require elucidation.

Resource: Gut. 2014 Jul 12. pii: gutjnl-2014-307264. doi: 10.1136/gutjnl-2014-307264. [Epub ahead of print]

Halmos EP, Christophersen CT, Bird AR, Shepherd SJ, Gibson PR, Muir JG.
Jahr:
2014 Juli
Sprachen:
English;

A Diet Low in FODMAPs Reduces Symptoms of Irritable Bowel Syndrome

Abstract

Background & Aims: A diet low in fermentable oligosaccharides, disaccharides, monosaccharides, and polyols (FODMAPs) often is used to manage functional gastrointestinal symptoms in patients with irritable bowel syndrome (IBS), yet there is limited evidence of its efficacy, compared with a normal Western diet. We investigated the effects of a diet low in FODMAPs compared with an Australian diet, in a randomized, controlled, single-blind, cross-over trial of patients with IBS.

Methods: In a study of 30 patients with IBS and 8 healthy individuals (controls, matched for demographics and diet), we collected dietary data from subjects for 1 habitual week. Participants then randomly were assigned to groups that received 21 days of either a diet low in FODMAPs or a typical Australian diet, followed by a washout period of at least 21 days, before crossing over to the alternate diet. Daily symptoms were rated using a 0- to 100-mm visual analogue scale. Almost all food was provided during the interventional diet periods, with a goal of less than 0.5 g intake of FODMAPs per meal for the low-FODMAP diet. All stools were collected from days 17–21 and assessed for frequency, weight, water content, and King's Stool Chart rating.

Results: Subjects with IBS had lower overall gastrointestinal symptom scores (22.8; 95% confidence interval, 16.7–28.8 mm) while on a diet low in FODMAPs, compared with the Australian diet (44.9; 95% confidence interval, 36.6–53.1 mm; P < .001) and the subjects' habitual diet. Bloating, pain, and passage of wind also were reduced while IBS patients were on the low-FODMAP diet. Symptoms were minimal and unaltered by either diet among controls. Patients of all IBS subtypes had greater satisfaction with stool consistency while on the low-FODMAP diet, but diarrhea-predominant IBS was the only subtype with altered fecal frequency and King's Stool Chart scores.

Conclusions: In a controlled, cross-over study of patients with IBS, a diet low in FODMAPs effectively reduced functional gastrointestinal symptoms. This high-quality evidence supports its use as a first-line therapy.

Resource: Gastroenterology Volume 146, Issue 1 , Pages 67-75.e5, January 2014

Emma P. Halmos, Victoria A. Power, Susan J. Shepherd, Peter R. Gibson, Jane G. Muir
Jahr:
2014 Jänner
Sprachen:
English;
www.drschaer-institute.com